Was ist Nearshore-Software-Entwicklung?

Definition Nearshore-Softwareentwicklung

Da für die Software-Entwicklung qualifizierte Fachkräfte benötigt werden, wird Nearshoring gezielt dazu genutzt, lokalen Fachkräftemangel zu kompensieren. Ausgelagerte Entwicklungsteams im Nachbarland erlauben qualifizierte und kosteneffiziente Umsetzung von Lösungen und lassen sich auch von relativ kleinen Unternehmen noch problemlos koordinieren und ohne große Reibungsverluste steuern. In der Praxis gestaltet sich das Nearshoring zwar auch nicht völlig reibungslos, trotzdem sind die Probleme bei der Umsetzung hier deutlich geringer als beim klassischen Offshoring in Länder wie Indien, China oder Korea.

Insbesondere in der Softwarebranche sind die Lohnkosten der größte Kostenfaktor. Logischerweise führt dies auch dazu, dass hier am häufigsten versucht wird, Einsparpotentiale zu finden. Eine der klassischen Methoden hierzu ist das Verlagern der Entwicklungsabteilung nach Übersee, in Billiglohnländer, die durch das dortige niedrige Preisniveau deutliche Einsparungen versprechen (Offshoring). Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Einsparungen zu einem erheblichen Teil durch zusätzliche Aufwendungen wieder aufgefressen werden, da unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Qualitätsansprüche einer reibungslosen Auslagerung im Wege stehen. Weiterhin zeigt die Erfahrung, dass Nearshoring nur effizient  kostensparend umgesetzt werden kann, wenn die Zusammenarbeit strategisch und langfristig angelegt ist. Kurzfristiges Outsourcing von Entwicklungspaketen ist nahezu nicht möglich und führt sehr selten zum gewünschten Erfolg.

Mittlerweile hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass Offshoring bei weitem nicht halten kann, was man sich früher davon versprach. Als Alternative bietet sich nun das sogenannte Nearshoring an, das eine Sonderform des klassischen Offshorings darstellt. Dabei macht man sich das unterschiedliche Preisgefüge innerhalb eines Kontinentes zunutze, statt die Software-Entwicklung auf einen anderen Kontinent auszulagern. Die damit erzielbaren Einsparungen sind zwar nicht so hoch wie bei den gängigen Billiglohnländern, im Gegenzug entstehen aber auch weniger Reibungsverluste durch Zeitverschiebung zwischen unterschiedlichen Kontinenten, verschiedene Rechts- und Normensysteme und fremde Kulturen. Sprachbarrieren spielen ebenfalls eine kleinere Rolle.

Sinnvolle Nearshoring-Konstellationen gibt es durch die politische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte immer häufiger. Innerhalb Europas beispielsweise bekommt die Verlagerung der Produktion in die osteuropäischen Länder wie z.B. Rumänien ein immer größeres Gewicht, und im Zuge der EU-Osterweiterung geraten auch EU-Nichtmitglieder wie Serbien oder die Ukraine immer öfter ins Blickfeld. In den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada wiederum schaut man gen Süden: Mexiko und Brasilien sind hier zum Beispiel bevorzugte Auslagerungsziele.